Love, Ren Hang

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Ren Hang

Ren Hang

Fast drei Jahre ist es her, da nahm sich einer der interessantesten Fotografen einer neuen Generation mit nur 29 Jahren sein Leben: Am 24. Januar 2017 sprang Ren Hang, Fotograf und Poet, vom 28. Stocks eines Hochhaus in Beijing, der Hauptstadt Chinas.

Doch seine poetischen, humorvollen, erotischen Darstellungen von meist nackten, nicht selten übereinander getürmten Menschen werden in die Ewigkeit eingehen. Gewürdigt von großen Museen, vom FOAM in Amsterdam. dem MdbK in Leipzig, das erste Museum, welches nach dem Freitod von Hang letzten Herbst eine umfassende Werkschau des chinesischen Künstlers präsentierte.

Und, ab dem 6. Dezember, auch von der Berliner C/O Gallery, hier wird bis zum 29. Februar 2020 “Love, Ren Hang” gezeigt die bislang größte, sehenswerte Retrospektive des chinesischen Fotografen mit über surrealen, humorvoll-absurden, mit Nacktheit spielenden 150 Fotografien.

Zu seinen Fans gehörten Ai Weiwei, der den jungen Hang auf Twitter und Instagram unterstützte. Hang wurde – wie auch Weiwei – vom chinesischen Staat unter Druck gesetzt, sogar mehrfach verhaftet, doch Hang verstand seine Arbeit nie als politisches Statement gegen China. Es war nicht seine Ambition die Obrigkeit mit Freizügigkeit zu provozieren. Sondern einfach das zu machen, was er gut, was er richtig, ästhetisch empfand – unabhängig von Restriktionen.

Er fotografierte analog, mit Blitz, trotz Inszenierung in Natur, mit toten Tieren, Katzen, Blumen oder Essen, haben seine Fotografien immer auch etwas spontanes, flüchtiges, fangen einen Moment, die Jugend seiner Models ein. So denkt man beim Anblick seines fotografischen Vermächtnis an Wolfgang Tilmans, Ryan McGinley und Larry Clark. Oder an Nobuyoshi Araki, den Großmeister der japanischen Erotik-Fotografie, der jedoch deutlich sexueller, pornografischer arbeitet, ebenfalls kürzlich in der C/O Gallery ausgestellt.

Die Fotografien Hangs, der 1987 in der chinesischen Stadt Jiliin – dem “Detroit Chinas” geboren wurde, sorgen nicht für Erektionen und feuchte Schenkel, dafür sind sie zu absurd, zu lustig: Fische und Pfauen werden vor Augen gehalten, Körper türmen sich zu surrealen Gebilden, Geschlechtsteile werden mit Cocktailkirsche garniert. Hang verewigte seine Freunde, später immer öfter Fans, nicht selten in humorvoller Pose. Seine Fotografien veröffentlichte Hang auf Instagram und Facebook sowie in einem 300 Seiten starken Buch, welches im “Taschen Verlag” kurz vor seinem viel zu frühen Tod erschienen ist (hier gibt es “REN HANG”).

Neben seinen Fotografien betätigte sich Hang zeitlebens auch als Poet. Er verfasste Gedichte, auch über seine Depressionen, welchen er sich in seinem literarischen Projekt “My Depression” (hier zu lesen) widmete:

“(E)s ist nie so, wie du es dir wünschst. Es ist, als wenn du rauchen willst, aber keine Zigarette hast. Wenn du dann endlich eine Zigarette hast, dann fehlt dir das Feuerzeug. Hast du dir schließlich Feuer besorgt, funktioniert es nicht. Und wenn am Ende eine Flamme herauskommt, dann willst du nicht mehr rauchen.”

Seine Depression war schlussendlich zu groß, sie erdrückte ihn – einen Künstler, dessen Fotografien uns noch lange beschäftigen werden.

Category: News

Tags: C/O Gallery, Ren Hang

Von: David Kurt Karl Roth

Portrait of Ren Hang:: Knut Koivisto

Fotografien:: Ren Hang

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